Montag, 17. September 2007

Reservatsliebe

Ich bin verliebt! Und zwar bis über beide Ohren!! Er ist klein, dun-kelhaarig und hat blaue Augen, die den Hundeblick so perfekt draufhaben, dass man jedes Mal dahinschmilzt, wenn man in diese Augen schaut. Es folgt eine romantische Geschichte über eine Reservatsliebe:

Es geschah an einem Freitagnachmittag vor zwei Wochen. Das Main war überfüllt von kreischenden, tobenden Kindern, die den drei weiblichen Volontären den letzten Nerv raubten. Mitten im Tumult hielt ein Mädchen einen Hundewelpen versteckt, den sie in eine dünne Jacke eingewickelt hatte. Nachdem wir uns das kleine Wollknäuel verzückt angeschaut hatten (ich habe noch nie zuvor einen Welpen gesehen!), mussten wir das Mädchen letzten Endes doch ermahnen, den Welpen nach Hause zu bringen, da Tiere im Main-Gebäude verboten sind. Das Mädchen verschwand mit langem Gesicht, und die restlichen circa 42 Kinder mit den drei armen Volontären blieben.
Nun wird’s kompliziert: Ich wollte kurz in mein Zimmer. Dazu muss man vom Hauptflur aus durch eine Tür in einen weiteren, kleineren Flur, der wiederum zu zwei Büros und den „volunteer-quarters“ führt. Da die Tür zu diesem kleineren Flur während der Öffnungszeiten des Mains jedoch von außen geschlossen ist, muss man durch ein Fenster hindurch einen roten Schalter gedrückt halten, der mit einem lauten Summen verbunden das Türschloss für kurze Zeit entriegelt. (Dieser Absatz ist ein gutes Beispiel für das deutsche Sprichwort „um den Brei reden“. Aber diese detaillierte, uninteressante Beschreibung ist wichtig für das Folgende!) Rechts vor der Tür lag ein schwerer, zusammen-gerollter Teppich an der Wand, auf dessen vorderem Ende ich stand, um an den Schalter zu kommen. Ich drückte und drückte, der Schalter summte und summte, doch das Türschloss blieb komischerweise verriegelt. Währenddessen hörte ich immer wieder ein seltsames Geräusch, das ich zunächst nicht zuordnen konnte. Doch es dauerte nicht lange, bis mir klar wurde, dass das ein Hundewinseln war! Jemand musste den Welpen in den kleinen Flur oder in eines der beiden Büros gebracht haben. Ich drückte immer wieder auf den Schalter, lehnte meinen Oberkörper nach vorne, um die Tür aufzuziehen, doch nichts funktionierte. Und dann, mit einem Schlag, wusste ich: Der Welpe liegt unter dem Teppich! Ich hab noch nie solch einen Satz hingelegt, glaubt mir!! Und tatsächlich: Da lag das arme Ding, unter dem anderen Ende des zusammengerollten Teppichs, in der Jacke eingewickelt. Das Mädchen musste ihn dort versteckt haben. Ich hob den Welpen vorsichtig auf, drückte zum x-ten Mal den verdammten Schalter, und die Tür lies sich ohne Probleme öffnen. Was ich erst am nächsten Tag begriffen habe: Hätte der Schalter auf Anhieb funktioniert, hätte ich das Tier auf dem Weg durch die Tür tot getreten…..
Ich rief sofort meinen Kumpel Rocky an, dessen Mutter Tamara der „Doctor Dolittle“ des Reservats ist. Er gab mir Erste Hilfe–Anweisungen und machte sich sofort auf den Weg, um den Kleinen abzuholen.

Der Welpe war zu diesem Zeitpunkt etwa zwei, drei Wochen alt (seine Augen waren schon geöffnet) und hatte zum Glück keine Schäden von meinem Gewicht davon getragen. (Ich stand immerhin eine ganze Weile auf dem anderen Ende des Teppichs. Das muss einen enormen Druck auf den Hund ausgeübt haben.) Es ist traurig und schön zugleich: Ich habe ihn beinahe getötet, und gleichzeitig habe ich ihm das Leben gerettet: Ein, zwei Stunden später, und er wäre verhungert.


Das Ende vom Lied: Der kleine Racker hat nun ein neues Zuhause bei Rockys Familie (die immerhin schon sechs Hunde hat) und wird alle paar Stunden mit der Flasche groß gezogen. Ich wiederum bin nun im weiteren Sinne stolze Besitzerin eines Hundes (mein größter Kindheitswunsch!!) und fahre jeden Abend nach der Arbeit mit dem Fahrrad zu ihm, um ihn zu füttern, mit ihm zu spielen und ihn in den kleinen „Notsituationen“ schnell vors Haus zu tragen. :-) Mittlerweile ist aus dem kleinen, dünnen Elend ein rundliches Moppelchen geworden, das langsam anfängt zu knurren. Nur mit dem Bellen klappt es noch nicht so ganz. Das Finden einen passenden Namens war meine Aufgabe. Tamara und ich waren uns einig, dass es ein Lakota-Wort sein sollte. Wie ich den perfekten Namen für meinen kleinen Herzensbrecher gefunden habe, ist jedoch eine andere Geschichte, die so bald wie möglich folgt :-)))




7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ein süßer Racker! Mail folgt, hab nur gerade wenig Zeit...
Liebe Grüße!
Sabine

Anonym hat gesagt…

Nä, wat is der süß!!!! So ein goldiger kleiner Kerl! Wünsch euch beiden viel Spaß miteinander.
LG+Knutsch, dein Julchen

Anonym hat gesagt…

Na das ist ja ein dicker Hund... ;-)
Ne Blödsinn, der ist ja echt putzig!
Würde ihn auch mal gern knudeln...
Bringst de ihn mit nach Brachbach!? ;-)

Lieben Gruß!!! dein Pepe.

Anonym hat gesagt…

Hallo Ju,

wie fühlt man sich als Mutter ? Dazu Herzlichen Glückwunsch !!!
Ist das Päckchen schon angekommen ?

Mal ne Frage: Wie sieht es dort eigentlich mit Wörterbüchern für Lakota-Deutsch Deutsch-Lakota aus ? Gibt es da irgendetwas ? Habe in Deutschland leider noch keins finden können.
Gruß Jan.

Ju hat gesagt…

Wörterbücher für Lakota-Englisch gibt's hier einige, sogar richtig dicke. Aber keine für Lakota-Deutsch...

Anonym hat gesagt…

Ui, wat ist das ein süßes Kerlchen,
bin ja auch der Meinung das du ihn/sie mitbringen solltest! Viel Spaß euch beiden ;-)

Anonym hat gesagt…

Owi, bring das Hundchen mit, biiiiiitttteeee! :-)
kerschtl