Donnerstag, 27. Dezember 2007

Good old Germany

Deutschland hat mich wieder. Menschen im Weihnachtsstress, Staus auf den Autobahnen, überquellende Einkaufstüten mit trendigen, aber überflüssigen Errungenschaften, Sorgen um verwischte Kajalstriche und Klagen über den Kontostand.
Nach einer Woche Deutschland bin ich noch immer nicht vollends angekommen. Das einfache, humorvolle und ruhige Leben der Reservatsbewohner, das von echten Sorgen bestimmt war und sich dennoch nie beschwerte, hat mich zu stark beeinflusst. Ich fühle mich plötzlich unwohl in Menschenmengen und schüttele den Kopf bei den Sorgen mancher Menschen hier. Hinzu kommt der Jetlag, der mich die halbe Nacht wach hält. Oder ist es die Ruhe, die mich um den Schlaf bringt? Keine Sirenen, kein Hundegebell, kein Wind, der an den Fenstern rüttelt.
Keine Frage: Ich vermisse die Prärie und meine Freunde wie wahnsinnig. Aber ich weiß auch, dass es nicht lange dauern wird, bis ich wieder in meinen deutschen Alltagstrott verfalle. Zu diesem gehören natürlich auch Dinge, die ich in South Dakota vermisst habe. Mein erster Besuch in der Heimat galt der Badewanne, verbunden mit einer wohl duftenden Haarpackung und einer dreifachen Schicht Bodylotion. Zum ersten Mal seit Monaten kann ich so richtig entspannen. Mein Körper freut sich so sehr darüber, dass er erst einmal eine fette Erkältung sponsert, um mich ein wenig ans Bett zu fesseln. Auch meine Hände verwandeln sich langsam wieder von zerkratzten und rauen Bauernhände in normale Frauenhände, und die Augenringe, die mich in letzter Zeit davon abhielten, in den Spiegel zu schauen, sind wie von Geisterhand verschwunden.

Die letzten Tage im Main waren bestimmt von den Vorbereitungen für den Toy-Drive. Die Auswahl der Geschenke für die einzelnen Kinder hat wahnsinnig viel Spaß gemacht und uns für all die vorherige Schlepperei entlohnt. Ich habe in Deutschland schon immer mit Begeisterung an der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ teilgenommen, aber noch schöner ist es, wenn man mit Hilfe der Wunschzettel die konkreten Wünsche der Kinder erfüllen kann! Während der Weihnachtsvorbereitung hatten wir hilfreiche Unterstützung von Sabine aus Dresden, die selbst im Jahre 2000 als Volontärin im Main arbeitete und seitdem regelmäßig ins Reservat zurückkommt. Sie ist zudem die Betreiberin der Seite
www.indianer-reservation.de und hat mich damals bei meiner Entscheidung, als Freiwillige ins Main zu gehen, großartig unterstützt. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, Sabine endlich persönlich kennen zu lernen. Sie hat natürlich auch Wokini und das Fohlen besucht, von denen sie schon einiges gelesen hatte. ;-)


An meinem letzten Tag gab es dann noch ein überraschendes Ereignis, über das ich bis heute nicht so richtig hinweg komme: Tamara und Douglas haben geheiratet, und ich war Trauzeugin! Naja, nicht allzu phänomenal, wäre da nicht die kleine Tatsache, dass der eigene Sohn Rocky noch nicht einmal anwesend war! Anscheinend war es Tamara und Doug wichtiger, mich dabei zu haben. Lange vor sich hergeschoben, nahmen die beiden nun meine Abreise zum Grund, die Sache endlich hinter die Bühne zu bringen. So wurde denn eben mal ruck, zuck von der Turnhalle ins Standesamt gedüst, dort schnell geheiratet, um anschließend wieder zurück zur Arbeit zu hetzen. Kurz und schmerzlos. Vor allen Dingen aber lustig: Vor und während der Zeremonie wurden derart viele Witze gerissen, dass es mir schwer fiel, zu glauben, gerade an einer Trauung teilzuhaben (meine erste wohlbemerkt). Die Rechtsanwältin mit grauen langen Haaren und schwarzer Robe versuchte vergeblich, ihre ernste Miene zu bewahren…

Die öffentliche Hochzeitfeier findet im Sommer am Cheyenne River statt. Die Einladungen werden aber erst verschickt, wenn ich meine Flugdaten weiß ;-)))



Der Rückflug verlief in geordneten Bahnen. Keine Autos im Triebwerk und somit keine Verspätungen. In Deutschland sind wir dann direkt in einen 15 km langen Stau geraten. Ich sag Euch – wenn man nur noch Highways gewöhnt ist, in denen einem jede viertel Stunde ein Auto entgegen kommt, dann bekommt man in solch einem deutschen Autogetümmel einen leichten Anfall von Panik!


Fazit: Rückkehr = Melancholie x Reizüberflutung

Ab vor die Glotze!!

Heute, 18.15 Uhr, auf 3 sat:
South Dakota - In den heiligen Bergen der Sioux
Film von Karl Teuschl
Erstausstrahlung
Wie eine grüne Oase ragen die Black Hills aus den weiten Prärien Nordamerikas auf. Für die Bison jagenden Sioux-Indianer waren sie einst heilig. 1874 wurde dort Gold entdeckt und in Scharen kamen weiße Abenteurer. In den folgenden Jahren war in Städten wie Deadwood der Wilde Westen so wild wie nirgends sonst. Die Black Hills haben auch heute für die Amerikaner eine besondere Bedeutung: Ikonen wie der Mt. Rushmore sind Pilgerziele für Patrioten aus dem ganzen Land. Die Black Hills sind aber auch eine beliebte Ferienregion, die mit Wildwest-Flair und indianischen Powwow-Festen, großartigen Naturparks und nostalgischen Städtchen einen Blick in den Mittelwesten Amerikas erlauben. Die Lebensgeschichten von Westernhelden wie Wild Bill Hickock und Calamity Jane werden in Museen, Saloons und Moritatenspielen zelebriert. Und auch die Bisons sind zurückgekehrt: Rund 1.500 der massigen Tiere leben im Custer State Park und viele mehr noch in den bizarren Erosionslandschaften der Badlands am Rand der Berge. Größtes Ereignis der Black Hills ist alljährlich das Harley-Treffen von Sturgis: Rund 400.000 Motorradfans aus den USA und aus aller Welt kommen dafür nach South Dakota. Doch es gibt auch leisere Töne in den Black Hills: Gleich neben Sturgis liegt eine der heiligsten Stätten der Sioux, zu der noch heute die Indianer pilgern. Der Film lädt zu einer Reise zu den Black Hills ein.

Sonntag, 16. Dezember 2007

Dies ist übrigens nicht das Ende! Es liegen wie gesagt noch vier Tage vor mir, in denen einiges passieren kann. Zudem habe ich noch Foto- und Filmmaterial, das ich von zu Hause aus hochladen werde, da die Internetverbindung hier auf Indian Time eingestellt ist. ;-)

Ich bedanke mich bei all denen, die meine Einträge mit Interesse gelesen haben. Vor allem aber bedanke ich mich für Eure Kommentare und die vielen lobenden Worte, die mich immer wieder motiviert haben, weiter zu schreiben. Ihr seid toll, danke!!!

Samstag, 15. Dezember 2007

Hilfe, es weihnachtet sehr!

Ich bin traurig. Dies ist ohne Frage ein Widerspruch zum Ende des letzten Eintrages, aber es ist die Wahrheit: I-c-h--b-i-n--t-r-a-u-r-i-g! Der Abschied hat völlige Kontrolle über mich gewonnen, er bestimmt fast jede verdammte Minute meines Denkens. Alles hier erscheint fremd, seltsam und trübe. So stark ich bisher immer gewirkt habe, gestern habe ich geflennt wie ein Baby und kam mir nur noch eines vor: schwach.
Jetzt ist Samstagabend, und noch vier ganze Tage liegen vor mir. Diese werden erfüllt sein von Arbeit, und zwar non stop. Die Weihnachtsvorbereitungen sind in vollem Gange: Letzten Freitag hatten wir einen Toy Sale in der Turnhalle, bei dem innerhalb von einer Stunde fast alle Tische leergeräumt wurden, die Ben und ich zuvor in zwei Tage langer Arbeit mit Spielsachen dekoriert hatten. Diese Spielsachen waren Überreste vom letzten Weihnachten und wurden nun zu einem geringen Preis an Mitglieder des Family Services verkauft, um Platz zu schaffen für den Wahnsinn: den Toy Drive.
Dieses Riesenereignis bemüht sich gegen Ende jeden Jahres darum, die Weihnachtswünsche der kleinen Reservatsbewohner so gut es geht zu erfüllen. Die Prozedur ist einfach: Die Kinder der Reservation beginnen im Herbst, ihre Briefe an den Weihnachtsmann zu verfassen (an die 1.000 Wunschzettel!), die dann bei uns im Teen Center nach Familien und Ortschaften sortiert werden. Die Wünsche sind teilweise herzzerreisend: Ein Junge wünscht sich seinen Vater für Weihnachten zurück, welcher momentan im Krieg ist. Viele Kinder wollen Decken und Kissen oder gar ein Bett. Ein kleiner Junge schreibt: “I want world peace and a Nintendo.” Die meisten Kids haben jedoch die normalen, überdimensionalen Wünsche, die fast jedes Kind hat: I-Pod, CD- und DVD-Player, Fernseher, etc. Es gibt aber glücklicherweise auch noch kindgerechte Wünsche, wie z. B. Puppen, Autos, Schminke und Action-Figuren.
Diese “Dear Santa” – Briefe werden dann an Firmen und Menschen im ganzen Land weiter geleitet, die dem CRYP mit einer Spende helfen wollen. Es dauert nicht lange, bis die ersten Pakete mit Spielsachen und Kleidung im Teen Center eintreffen. Doch je näher der Dezember rückt, desto öfter sind sie in aller Munde: Die LKW-Ladungen, die Tonnen an Spielsachen bringen und Hunderte von Kindern im Reservat glücklich machen. Die erste Lieferung kam gestern um 8 Uhr, und die zweite wird morgen früh kommen. Sobald ein LKW in die Einfahrt zum Main einbiegt, beginnt der Wahnsinn: Der Kaffee wird stehengelassen, man hüpft in die Stiefel, oder man lässt einen eigentlich viel zu schönen Traum zurück, um raus in die Kälte zu eilen und in verschlafene, aber aufgeregte Gesichter zu blicken. Die Müdigkeit verschwindet jedoch nach dem ersten Karton auf dem Buckel, und irgendwann ist auch das scheinbar Unmögliche geschafft: Der LKW ist leer und die Lagerhalle voll. Daraufhin werden alle Kartons geleert und die Spielsachen auf Tischen in der Turnhalle sortiert. Und dann, nach der Arbeit, kommt das Vergnügen: Jeder nimmt sich einen Wunschzettel vom Stapel und geht damit durch die Tischreihen. Wir versuchen, jedem Kind mindestens einen, am besten aber drei Wünsche seines Wunschzettels zu erfüllen. Bei 1.000 Kindern macht das somit 3.000 Geschenke, die wir ausladen, auspacken, auf Tischen anordnen, aussuchen, in Tüten und Kartons packen und anschließend in Geschenkpapier einwickeln. Zur großen “Wrapping Party” trudeln freiwillige Helfer aus der ganzen Gemeinde ein und packen 3.000 Geschenke bei Kaffee und Kuchen ein. Diesem grandiosen Ereignis werde ich leider nicht mehr beiwohnen können, da dies am Tag meiner Abreise stattfinden wird. Ben hat dann das wunderbare Vergnügen, die Geschenke an Weihnachten zu verteilen (natürlich als Weihnachtsmann verkleidet). Das Strahlen der Kinder und das Leuchten in deren Augen wird ihn sicherlich für alle Mühen entschädigen. Mir selbst bleibt keine andere Wahl, als mir dieses Leuchten an Weihnachten in Deutschland vorzustellen und daran zu denken, dass gerade 1.000 Kinder der Cheyenne River Sioux Reservation aufgeregt unsere Geschenke auspacken :-)
Der Toy Drive des CRYP ist in der Tat das größte, wahnsinnigste und schönste Projekt, das ich je kennengelernt habe, und ich bin froh und stolz darauf, ein Teil davon zu sein!
Fotoalbum #8:

Sonntag, 9. Dezember 2007

Indian Country

Alles, was ich zuvor über Indianerreservate wusste, kannte ich aus Büchern oder aus dem Internet. Man erfährt im Allgemeinen nicht allzu viel. Hauptsächlich sind es Zahlen, die die Reservationen zu beschreiben versuchen. Informationen, verpackt in Prozentzahlen: Arbeitslosenquoten, Alkoholismusraten, Angaben zum Einkommen, Diabetesraten, etc. Keine Frage: Das Bild eines Indianerreservates sieht nicht besonders rosig aus.
Doch nun bin ich vor Ort, und was erzähle ich Euch? Dass wir uns im ärmsten Landkreis der USA befinden. Dass 65 % bis 85 % der Einwohner arbeitslos sind, und wahrscheinlich ebenso viele alkoholabhängig. Dass im Durchnschnitt einer von fünf Jungen und eines von drei Mädchen missbraucht werden. Dass die Temperaturen im Winter so weit unter Null fallen, dass hier vor einigen Jahren an die 300.000 Kühe im Stehen erfroren sind.
Doch dies sind ebenfalls Zahlen. Sie bilden die eine Seite der Realität. Es gibt da aber noch die andere Seite, die von den traurigen Zahlen wenig vermuten lässt. Diese Seite ist definiert von der Mentalität der Einwohner hier, die sich vor allen Dingen durch eines auszeichnet: Humor. Die Menschen sind freundlich, lachen viel und reißen einen Witz nach dem anderen.

Thanksgiving: Douglas Familie hat uns Volontäre zum großen Lunch in den Gemeinschaftsraum einer Kirche eingeladen. Hinzu kommt Mandis Familie, die zu Besuch ist. Von Douglas Verwandten ist noch nicht jeder eingetroffen (Indian Time!). Dougs Vater furz-trocken: “We can’t start eating yet. You white guys are outnumbering us. We have to wait for more Indians!

Die Realität IST hart und traurig, die Zahlen stimmen. Doch die Reservatsbewohner sind Indianer! Wer 500 Jahre Krieg, Ausbeutung und Unterdrückung überlebt hat, wird sich auch in der Moderne nicht ergeben. Und das ist die schöne Neuigkeit: Die Indianer haben ihren Stolz behalten! Man sieht es ihnen an, man hört es ihnen an, und selbst, wenn man sich Ohren und Augen zuhielte, so würde man es dennoch spüren: Die Tradition liegt immer noch in der Luf: Powwows, Sonnentänze, Trommeln und Spiritualität. Alle Häuser und Gebäude, in denen ich bisher war, sind voller indianischer Kunstwerke, die Menschen tragen Jacken, Pullover und T-Shirts mit dem Stammeslogo auf dem Rücken, Handgelenke, Ohren und Hals sind behangen mit indianischem Schmuck, aus den Autos dröhnt lautstarke Powwowmusik bei herab gelassenem Fenster (naja, die meisten Autos haben gar kein Fenster mehr), im Sommer sitzt man im Garten und singt zum Trommelschlag, überall gibt es Kappen und Kleidungsstücke zu kaufen mit den beiden vielsagenden Worten “Native Pride”, dazu Aufkleber in Massen (“Official Indian Car”, “I was Indian before being Indian was cool”) und zig T-Shirts mit Sprüchen wie “Fighting Against Terrorism Since 1492”. Wird man auf offener Straße von Fremden angequatscht (was häufig vorkommt,) erzählen diese stolz von ihrer Kultur und Sprache. Ja, wer Lakota kann, gibt richtig damit an! Der Akzent hier ist übrigens echt süß. Ich meine nicht den Rez-Slang, den die Kids mit Vorliebe verwenden und der mir große Verständnisschwierigkeiten bereitet, sondern den Akzent der älteren Generation, die zum größten Teil flüssig Lakota spricht. Bei ihnen ist die englische Sprache vom Klang des Lakota deutlich beeinflusst, was zu einem wunderschönen Akzent führt. Oft verwendet man in der alltäglichen Kommunikation Lakota-Wörter, um damit Gefühle zu betonen, die das Englische nicht befriedigend auzudrücken vermag. Es gibt sogar einige Radiosender, die ausschließlich in Lakota ausgestrahlt werden.

Die Lakota-Sioux haben sieben Tugenden: Gebet, Respekt, Mitgefühl, Großzügigkeit, Aufrichtigkeit, Bescheidenheit und Weisheit. Diese Tugenden bestimmen jeden einzelnen Aspekt im traditionellen Leben und in der Kultur der Lakota. Bei jedem öffentlichen Anlass wird gemeinsam gebetet. Dazu stehen alle auf, während eine ältere, anerkannte Person das Gebet spricht, in das sich meist viele Wörter in Lakota einschleichen. Beonders aber habe ich die Tugenden Mitgefühl und Großzügigkeit kennen gelernt. So kamen nach unserem üppigen Erntedankfest fünf Obdachlose in den Gemeinschaftsraum der Kirche und luden sich Teller mit Essen voll. Nicht, weil sie unverschämt waren, sondern weil es bei den Lakota so Sitte ist: Jeder Mensch hat ein Recht auf eine Mahlzeit und auf ein Dach über den Kopf. So verwehrt man auch keinem Fremden den Eintritt ins Haus, sondern gewährt ihm Obdach.

Eine lustige Geschichte: Die Familie meiner Chefin gab einmal eine Feier in kleinem Kreise. Es kamen zwei fremde Indianer vorbei, die sich wie alte Kumpels verhielten. Man aß und trank zusammen und hatte reichlich Spaß. Am Abend bedankten die Fremden sich und verschwanden. Als man sich anschließend gegenseitig fragte, “Did you know them?”, schüttelte jedermann verwundert den Kopf.

Parallel zu den sieben Tugenden gibt es sieben Zeremonien. Die wichtigsten sind das Inipi (die Schwitzhütten-Zeremonie), die Hunkapi (eine Zeremonie, die es Stammesmitgliedern erlaubt, Nicht-Stammesangehörige in ihre Familie zu adoptieren), das Wiwanyag Wacipi (die Sonnentanz-Zeremonie) und die Hanbleciya (die Visionssuche). (Ich habe übrigens keine Ahnung, ob ich für die Lakota-Begriffe die passenden Artikel benutze... Deutsch kann kompliziert sein, da lobe ich mir doch das englische “the”!). Die mächtigste Zeremonie der Lakota ist der Sonnentanz, der meistens unter den Sommermonaten stattfindet. Menschen, die nicht zum Stamm der Lakota gehören, ist es meist verwehrt, dieser Zeremonie beizuwohnen (geschweige denn, daran teilzunehmen), da der Sonnentanz eine extrem heilige Angelegenheit ist. Überhaupt sollte jedermann akzeptieren, dass die Religion der Lakota auch nur für diese bestimmt ist, und dass die Teilnahme von anderen Kulturen gegen die Religion wirken und für Ungleichgewicht sorgen kann.
Wer dennoch ein wenig am kulturellen Leben der Indianer teilhaben möchte, sollte sich den Besuch eines Wacipis (Powwows) nicht entgehen lassen. Diese finden ebenfalls hauptsächlich im Sommer und draußen statt. Hierzu bewegen sich Tänzer aus allen Altersgruppen in traditioneller oder kunstvoller, modernerer Lakota-Tracht zur Trommelmusik, die von den männlichen Stammes-mitgliedern – jung und alt – gespielt und gesungen wird. Jeder Song und jeder Tanzstil gibt einen genauen Rhythmus, bzw. eine bestimmte Bewegung vor, an die die Musiker und Tänzer sich halten müssen. Oft gibt es großzügige Preisgelder für die besten Tänzer. Obwohl das Wacipi keine Zeremonie darstellt, lassen sich auch hier zeremonielle Aspekte wieder finden, wie zum Beispiel die Ehrung einer Person oder Gruppe. So bilden die Kriegsveteranen stets einen wichtigen Bestandteil des Grand Entry, bei dem alle Tänzer die Arena als Gruppe betreten und gemeinsam tanzen, bevor der eigentliche Wettbewerb beginnt.
Andere soziale Ereignisse sind Tanzabende im Gemeinschafts-zentrum (in Eagle Butte das Cultural Center), öffentliche politische Treffen, Paraden (in die sich weiße Hula-Hula-Tussis verirren können....hehe) und sogar Beerdigungen. Stirbt jemand aus der Gemeinde, so ist die Chance groß, dass fast jeder Einwohner die Person kannte (wie in meinem Heimatort). Doch hier bleiben manchmal sogar Geschäfte und Schulen geschlossen, damit jeder die Möglichkeit hat, an der Beerdigung teilzunehmen!
In den kleinen Ortschaften der Reservation wird das Wort Gemeinschaft groß geschrieben und man pflegt gewissenhaft Freundschaften und Bindungen. So findet seit einigen Wochen in Rockys Haus jeden Donnerstag die “Survivor" - Night statt. Offizieller Vorwand ist, dass man sich einmal die Woche zum Dinner trifft und sich diese (meiner Meinung nach überaus hohle) Sendung beim Essen reinzieht. Der eigentliche Grund ist jedoch die Aufrechterhaltung der Familiengemeinschaft während der kalten Wintermonate. Egal, wie dämlich die TV-Show ist, ich liebe und schätze es, bei Kaminfeuer und Festschmaus und mit Wokini auf dem Schoß den Wert der Community jede Woche aufs Neue zu erfahren.

Da ich ein Landei bin, habe ich mit dem Kaff-Charakter Eagle Buttes zum Glück kein Problem. Ich liebe es, spazieren zu gehen und mir die Gegend anzuschauen: schöne Häuser, schäbige Häuser, gepflegte Gärten, Müllhalden um das komplette Haus herum, riesige Pick Ups, alte (aber schöne!) Karren kurz vor dem Zusammenfall und bedeckt mit Einschusslöchern, Wohntrailer, in denen bis zu zehn Personen “wohnen”, und: überall Hunde! Manche hat man in der Zeit zum Freund gewonnen, während andere versuchen, dir beim Fahrradfahren ins Bein zu beißen. Es gibt da einen lieben, schwarzen Hund, der mich oft zum LTM begleitet. Ich habe stets Mühe, ihn davon abzuhalten, mir nicht auch noch in den Supermarkt zu folgen.
Ist man zu Fuß unterwegs, (und wir Volontäre sind, abgesehen von den Obdachlosen, die einzigen, die hier zu Fuß unterwegs sind) winken uns viele Leute zu oder hupen gar wild drauf los. In 99% der Fälle habe ich keine Ahnung, wer das ist. Doch als (deutsche) Main-Arbeiterin ist man hier schnell bekannt (und die Teletubby-Nummer hat meinen Bekanntheitsgrad sichtlich erhöht). Wobei es gar nicht so lustig ist, Deutsche zu sein. Erstens wegen unserer beschämenden Vergangenheit, und zweitens wegen der extrem romantischen Indianervorstellung der meisten Deutschen (Karl May sei Dank). Auf der Verblendungsskala von 1 bis 10 befinden wir Deutschen uns auf 11, wenn es um das Bild des Indianers geht. Das Main hat jedes Jahr viele Freiwillige aus Deutschland, und viele von ihnen kommen aus den absurdesten Gründen hier hin: Sie wollen sich einen indianischen Mann angeln, sind auf der Suche nach ihren Seelenverwandten oder hegen die Hoffnung, adoptiert zu werden und einen indianischen Namen zu erlangen. Und da es von dieser Sorte hier schon einige dolle Beispiele gegeben hat, fällt es mir ehrlich gesagt ein wenig schwer, meine Herkunft preiszugeben und mich als Deutsche zu outen. Viele Menschen fragen mich, warum so viele Deutsche ins Reservat kommen, und warum wir Deutschen so indianerverrückt sind. Ich antworte jedesmal achselzuckend: “I think it’s because of Karl May.” (Woraufhin jeder fragt: “Whoooo?”) Meine Erklärung ist im Grunde genommen äußerst absurd, in Anbetracht der Tatsache, dass ich noch nie im Leben ein Buch von Karl May gelesen habe. Aber schon als Kind habe ich Nase rümpfend den Sender gewechselt, wenn Winnetou über den Bildschirm hoppelte, obwohl ich damals sicherlich noch nicht einmal das Wort Stereotypie aussprechen konnte. Auch ich kann mich natürlich nicht von romantisierender Indianerliteratur freisprechen, doch ich kann sagen, dass ich Glück hatte: Mit etwa 18 Jahren fiel mir ein Buch von Sherman Alexie in die Hände, und von da an war ich verliebt in seine Prosa und Poesie. Der Coeur d’Alene/Spokane Indianer ist ein Meister der Ironie und ist bekannt für seine humorvollen, oft sarkastischen Geschichten über das Leben heutiger Indianer. Der Autor, der mittlerweile vom Spokane-Reservat in Washington nach Seattle gezogen ist, ist ein Meister in der authentischen Darstellung des Lebens heutiger Reservats- und Stadtindianer, die dennoch mit fiktionalen Elementen durchzogen ist, so dass man seine Kurzgeschichten und Romane als “Reservations-Realismus” bezeichnen könnte. Aber ich verliere wie immer beim Thema Sherman Alexie vor lauter Schwärmerei den roten Faden und komme nun zurück zur Cheyenne River Reservation.
Ich hatte keine Ahnung, was mich hier erwarten würde. Ich bin zwar (hoffentlich) weitgehend unverblendet ins Reservat gekommen, doch hatte ich keine genaue Vorstellung von diesem Ort. Und wenn ich mir vor meiner Ankunft das Reservat gedanklich ausmalte, so verwendete ich stets die Bilder, die mir beim Lesen von Alexies Kurzgeschichten in den Sinn kamen.
Die Realität hat mich umgehauen! Alles ist genau so, wie Alexie es in seinen Büchern beschreibt! Diet Pepsi, Basketball, Trommelschlag, Monotonie, Langeweile, Verrücktheit, und auch hier vor allen Dingen eines: Humor. Den schreibt der Autor besonders groß.

Humor is self-defense on the rez. You make people laugh and you disarm them.” (SHERMAN ALEXIE)

Im Grunde fühle ich mich in Alexies Prosa versetzt. Und ich kann euch nicht beschreiben, was für ein Gefühl es ist, sich selbst in den Geschichten wieder zu finden, die man so oft gelesen hat, dass man sie beinahe auswendig kann. Es macht mich glücklich.

Samstag, 8. Dezember 2007

Kokopellis everywhere...

Diejenigen, die mich kennen, wissen, was für ein Kokopelli-Fanatiker ich bin. Der kleine tanzende Flötenspieler mit Buckel und Irokesenfrisur (die man hier übrigens als “Mohawk” bezeichnet) soll mit seinem Flötenspiel nach einer längeren Dürreperiode den Regen herbei rufen und damit Fruchtbarkeit ins Land bringen. Er ist hauptsächlich im Südwesten des Landes auf Felsen und Höhlenwänden zu finden und hat mit den Büffeljägern der Plains kaum etwas am Hut. Dennoch erweist sich South Dakota überraschenderweise als Kokopelli-Paradies schlechthin! Die tanzenden Flötenpunks hüpfen überall herum: auf Ohrringen, Ketten und Armbändern, auf Duschvorhängen, Zahnputzbechern, Badematten und Klobürstenbehältern, auf Handtüchern, Topflappen und Tischdecken. So viele Kokopellis, dass einem die Ohren ringen vor lauter Flötenspielerei!
Ich brauche wahrscheinlich kaum zu erwähnen, dass ich mich u.a. mit einer kompletten Badezimmer- und Küchenausstattung ausgesrüstet habe und nun händeringend nach einem günstigen internationalen Paketservice suche...
Ein Bild von Fanatismus

Sonntag, 2. Dezember 2007

Updated Census Facts about American Indians

CB07-FF.18 Oct. 29, 2007

American Indian and Alaska Native Heritage

Month: November 2007

The first American Indian Day was celebrated in May 1916 in New York. Red Fox James, a Blackfeet Indian, rode horseback from state to state, getting endorsements from 24 state governments, to have a day to honor American Indians. In 1990, President George H.W. Bush signed a joint congressional resolution designating November 1990 as "National American Indian Heritage Month." Similar proclamations have been issued every year since 1994. This Facts for Features presents data for American Indians and Alaska Natives, as this is one of the six major race categories.


Population

4.5 million
As of July 1, 2006, the estimated population of American Indians and Alaska Natives, including those of more than one race. They made up 1.5 percent of the total population.

45,000
Increase in the nation’s American Indian and Alaska Native population from July 1, 2005, to July 1, 2006. The population of this group increased by 1 percent during the period.

31
Median age of the American Indian and Alaska Native population in 2006, younger than the median of 36.4 for the population as a whole. About 1.3 million American Indians and Alaska Natives were younger than 18, and 352,000 were 65 and older.

688,500
The American Indian and Alaska Native population in California as of July 1, 2006, the highest total of any state in the nation. California was followed by Oklahoma (397,000) and Arizona (331,200).
About 8,100 American Indians and Alaska Natives were added to Arizona’s population between July 1, 2005, and July 1, 2006. That is the largest numeric increase of any state. Georgia
(3.7 percent) had the highest rate of increase during the period.

9
Number of states where American Indians and Alaska Natives were the largest race or ethnic minority group in 2006. These states are Alaska, Arizona, Idaho, Montana, New Mexico, North Dakota, Oklahoma, South Dakota and Wyoming.

11
Number of states with more than 100,000 American Indian and Alaska Native residents on July 1, 2006. These states were California, Oklahoma, Arizona, Texas, New Mexico, New York, Washington, Florida, North Carolina, Michigan and Alaska. Combined, these states were home to 62 percent of the nation’s American Indian and Alaska Native residents.

18%
The proportion of Alaska’s population identified as American Indian and Alaska Native as of July 1, 2006, the highest rate for this race group of any state. Alaska was followed by Oklahoma and New Mexico (11 percent each).

150,000
The number of American Indians and Alaska Natives in Los Angeles County, Calif., as of July 1, 2006. Los Angeles led all of the nation’s counties in the number of people of this racial category.
Maricopa County, Ariz., added about 3,700 people to this group between July 1, 2005, and July 1, 2006, leading the nation’s counties in this category.

28
Number of counties or county equivalents nationwide that were majority American Indian and Alaska Native, as of July 1, 2006. Wade Hampton Census Area, Alaska, led the way, with 94 percent of its population being a member of this race group. (Among counties or equivalents with total populations of 10,000 or more, 10 were majority American Indian and Alaska Native, led by Shannon, S.D., at 88 percent.)

301,800
The nation’s Cherokee alone population. Cherokee is one of the nation’s largest tribal groups, along with Navajo (alone), which has a population of 296,100. Source: 2006 American Community Survey for the American Indian and Alaska Native alone population.

Families and Children

540,600

The number of American Indian and Alaska Native families.

Of these:
- 316,900 are married-couple families, including those with children.
- 150,200 are married couples with their own children, under the age of 18.

3.55
Average number of people in an American Indian and Alaska Native family. This is larger than the national average size for all families (3.2 people).

Housing

56%
The percentage of American Indian and Alaska Native households who own their own home.
$108,700
Median value of homes owned by American Indians and Alaska Natives.

Languages

28%

Percentage of American Indians and Alaska Natives 5 years and older who speak a language other than English at home.

Education

76%
The percentage of American Indians and Alaska Natives 25 and older who have at least a high school diploma. Also, 13 percent have at least a bachelor’s degree.

142,800
Number of American Indians and Alaska Natives 25 and older who have a graduate or professional degree.

Unless otherwise indicated, the above data come from the 2006 American Community Survey for the American Indian and Alaska Native alone population.

Businesses

$26.9 billion
Receipts for American Indian- and Alaska Native-owned businesses in 2002. These businesses numbered 201,387.

20,380
Number of American Indian- and Alaska Native-owned firms in the Los Angeles-Long Beach-Riverside Combined Statistical area, making that area number one in the metro category. Among counties, Los Angeles had the highest number of firms (13,061).

38,125
Number of American Indian- and Alaska Native-owned firms in California, which led the states. Oklahoma, Texas, New York and Florida followed.

Nearly 3 in 10
Number of American Indian- and Alaska Native-owned firms that operated in construction and other services (such as personal services, and repair and maintenance).

24,498
Number of American Indian- and Alaska Native-owned firms that had paid employees. These businesses employed 191,270 people.

3,631
Number of American Indian- and Alaska Native-owned firms with receipts of $1 million or more. These firms accounted for nearly 2 percent of the total number of American Indian- and Alaska Native-owned firms and more than 64 percent of their total receipts.

178
Number of American Indian- and Alaska Native-owned firms with 100 or more employees. These firms generated nearly $5.3 billion in gross receipts — 24 percent of the total revenue for American Indian- and Alaska Native-owned employer firms.

New York; Los Angeles; and Gallup, N.M.
The three cities with the largest number of American Indian- and Alaska Native-owned firms, with 7,134; 5,767; and 2,642, respectively.

Jobs

25%
The percentage of civilian employed American Indian and Alaska Native people 16 and older who worked in management, professional and related occupations. In addition, 23 percent worked in sales and office occupations and 22 percent in service occupations.

Source: 2006 American Community Survey for the American Indian and Alaska Native alone population.

Caregivers

56%

Percentage of American Indians and Alaska Natives 30 and older who lived with grandchildren and were responsible for caring for them. The corresponding rate for the population as a whole was 41 percent.

Veterans

168,300

The number of American Indian and Alaska Native veterans of the U.S. armed forces.

Income and Poverty

$33,762

The median income of households where the householder reported being American Indian and Alaska Native and no other race.

27%
The poverty rate of people who reported they were American Indian and Alaska Native and no other race.

There is a wide variation in the demographic characteristics of American Indians and Alaska Natives. For instance, members of the Chippewa (alone) tribal group had a median household income of $36,481, while for Navajos (alone), median household income totaled $27,815.

Unless otherwise indicated, the previous data come from the 2006 American Community Survey for the American Indian and Alaska Native alone population.

Health Insurance

31%
The percentage of people who reported they were American Indian and Alaska Native and no other race who lacked health insurance coverage, based on a three-year average. Source: Income, Poverty, and Health Insurance Coverage in the United States: 2006,


A list of observances covered by the Census Bureau’s Facts for Features series in 2007:

African-American History Month (February) Labor Day (Sept. 3) Super Bowl XLI (Feb. 4) Grandparents Day (Sept. 9) Valentine’s Day (Feb. 14) Hispanic Heritage Month (Sept. 15-Oct. 15) Women’s History Month (March) Unmarried and Single Americans Week (Sept. 16-22) Irish-American Heritage Month (March)/ Launch of Sputnik: 50th Anniversary (Oct. 4)
St. Patrick’s Day (March 17) Halloween (Oct. 31) Asian/Pacific American Heritage Month (May) American Indian/Alaska Native Heritage Month Older Americans Month (May) (November) Cinco de Mayo (May 5) The 2008 Presidential Election Mother’s Day (May 13) Veterans Day (Nov. 11) Hurricane Season Begins (June 1) Thanksgiving Day (Nov. 22) Father’s Day (June 17) The Holiday Season (December) The Fourth of July (July 4) Anniversary of Americans with Disabilities Act (July 26) Back to School (August)


Editor’s note: The preceding data were collected from a variety of sources and may be subject to sampling variability and other sources of error. Facts for Features are customarily released about two months before an observance in order to accommodate magazine production timelines. Questions or comments should be directed to the Census Bureau’s Public Information.