Sonntag, 26. August 2007

Die Freizeit

Die freie Zeit, die uns hier zur Verfügung steht, hält sich stark in Grenzen. Ein normaler Arbeitstag endet frühestens gegen 19:30 Uhr. Wenn die Schule übernächste Woche wieder anfängt, ist das Main sogar bis 20:00 Uhr geöffnet! Die Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, die einem danach bleiben, halten sich demnach in Grenzen: zunächst einmal wie ein nasser Sack ins Sofa fallen und die Füße hochlegen, danach warten, dass einem jemand in den Hintern tritt, um vom Sofa wieder runter zu kommen, anschließend duschen, essen und TV gucken. Oder die harte Tour: erst joggen gehen und dann duschen und essen und TV gucken. In Eagle Butte gibt es einen gepflegten Sportplatz mit großer Laufbahn, die sich prima dazu eignet, um mit jedem Schritt mehr eine Sorge weniger zu haben. Egal, wie kaputt man ist: Joggen ist auch hier im Rez die beste Medizin!
Natürlich gibt es Alternativen. Da ist zum einen Dairy Queen, wo es das beste Eis der Welt gibt. Oder man geht Essen im etwas nobleren Diamond A, einem „Restaurant“, das in Deutschland eher einem größeren Imbiss mit vielen Sitzplätzen entsprechen würde. Besonders beliebt aber ist star gazing: Ins Auto setzen, in die Prärie fahren, irgendwo anhalten, aussteigen, Sterne gucken und dummes Zeug labern (oder die vollendete Version: mit einem Eis vom Dairy Queen Sterne gucken und kein dummes Zeug labern). Nirgendwo sind die Sterne schöner als hier!!

Damit uns nach dem neuen Arbeitsplan weiterhin zwei freie Tage erhalten bleiben, hat jeder Volontär während der Woche jeweils einen Tag frei. Wir haben unseren freien Tag jedoch in zwei halbe Tage unterteilt. Hat man vormittags frei, bedeutet das: lange schlafen und Dinge erledigen. Hat man nachmittags frei, heißt dies: ein Nickerchen machen und Dinge erledigen. Dinge erledigen wiederum bedeutet: Wäsche waschen, fernsehen, zur Bank oder Post gehen, lesen, telefonieren, im Netz surfen und RELAXEN. Außerdem habe ich mir ein – noch nicht fahrtüchtiges - Fahrrad besorgt, damit ich unabhängig bin und das Rez eigenständig erkunden kann. Sobald ich das Ding zum Laufen gebracht habe, werde ich mich auf große Reservatstour begeben und endlich mal Bilder machen, die ich dann natürlich auch hochladen werde.

Der Sonntag gehört uns allen. Das bedeutet: Ausflüge machen! Leider kommt man an einem Tag in der Prärie nicht weit. Die Ortschaften inner- und außerhalb des Rez sind weit verstreut und man muss ewig fahren, um das nächste Haus zu sehen (und noch weiter, um in die nächste „Stadt“ zu kommen). Ich jedenfalls habe hier jegliches Distanzgefühl verloren. Man kann über eine Stunde geradeaus fahren und befindet sich immer noch im Reservat!
Dennoch gibt es auch sonntags Möglichkeiten, schöne Dinge zu erleben. Heute zum Beispiel haben wir an nur einem Tag wilde Mustangs besucht, die Sitting Bull–Gedenkstätte besichtigt und uns am Missouri River gesonnt.

Große Wochenendausflüge sind wegen der neuen Öffnungszeiten des Mains nun nicht mehr möglich. Zum Glück konnte ich an meinem ersten Wochenende noch eine große Tour miterleben: Wir sind den ganzen Tag in den Black Hills gewesen, haben Mount Rushmore und die Crazy Horse-Gedenkstätte besucht, haben abends auf einem Rodeo–Dance mit Cowboys getanzt und anschließend die Nacht in einem Motel verbracht.
Dennoch: Wer feiern will, ist hier fehl am Platz. Die Rodeos und die anschließenden Tanzveranstaltungen sind sicherlich eine gute Gelegenheit zur Party im Wild West–Stil, doch ist die Rodeo-Saison fast vorbei. Im Reservat selbst ist es uns Volontären strengstens verboten, Alkohol zu trinken oder zu rauchen. Diskotheken gibt es in der ganzen Prärie nicht, höchstens ein paar Kneipen. Doch auch die Indianer wissen sich die Abende schön zu gestalten: Gestern Abend war im Kulturzentrum ein Rock-Konzert :-)) Die Band war verdammt gut! Leider hat sie, nachdem wir gekommen sind, gerade Pause gemacht, sodass wir nur zwei Songs mitbekommen haben. Und wenn Indianer eine Pause machen, muss man geduldig sein… ;-) Und leider, leider waren die anderen Mädels zu müde, sodass wir während der Pause (nachdem wir etwa eine halbe Stunde darauf gewartet haben, dass es weiter geht) nach Hause gegangen sind.

Da ich erst zwei Wochen hier bin, kann ich natürlich noch nicht allzu viel zur Arbeit und Freizeit sagen. Aber um Euch einen groben Eindruck zu verschaffen, dürfte dies hier reichen. Also dann macht’s gut, und würdigt Eure freie Zeit!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Ju!
Das hört sich ja alles nach sehr viel Stress an...dazu noch wenig Freizeit-(möglichkeiten) :-/
Doch als Gesamtpaket scheint es dir ja doch zu gefallen und es ist ja alles für einen guten Zweck!
Stehst ja erst am Anfang deines "Abenteuers", bin mal gespannt wie es weiter geht.

LG Kay

Anonym hat gesagt…

Also in Anbetracht der Tatsache, dass Du erst so kurze Zeit da bist, hast Du schon einen ganz schönen Durch- und Einblick gewonnen!!
Liebe Grüße von Sabine, die gerade eine Woche ohne Rechner war...