So wie gestern. Es war einer dieser Tage, an denen ich am liebsten unsichtbar und taubstumm wäre. Ich war die halbe Woche krank, hatte schlecht geschlafen und dennoch wie gewohnt gearbeitet. Die Risiken und Nebenwirkungen machen sich dann spätestens freitags bemerkbar: gebeugte Haltung, Schlafzimmerblick, Augenringe wie Karl Dall und eine innere Unausgeglichenheit, die dich zum Griesgram des Jahres machen. Zu allem Überfluss konnte ich nach Ladenschluss nicht direkt mit Putzen beginnen, da ich noch eine halbe Stunde lang Kinder von Dreckhügeln runterjagen musste (bei uns vor der Tür ist momentan eine große Baustelle), einen Zickenkrieg schlichten und ein Mädchen aus einer großen Mülltonne befreien musste, in die ich Stunden zuvor noch verfaulte Kartoffel geworfen hatte. Doch irgendwann war er da, mein Freund der Feierabend! Und was macht man nach einem so grässlichen Tag? Man flüchtet aus dem Main, und zwar zu Rockys Familie und zu Wokini.
Als ich deren Haus betrat, befand sich ein Pferd im Wohnzimmer. (Bitte den vorherigen Satz noch einmal lesen.) (Ja, da steht wirklich „ein Pferd im Wohnzimmer“!) Naja, ein Pferd ist wahrscheinlich ein wenig übertrieben. Vielmehr war es ein zwei Wochen altes Fohlen. Es stammt aus einer wildlebenden Mustangherde, die ohne das Kleine weiter gezogen war.
Rückblick: Vor einigen Wochen besuchten wir wilde Mustangs, die von einer Frau namens Karen betreut werden. Sie setzt sich schon seit vielen Jahren für die Erhaltung dieser edlen Tiere ein, die ansonsten vom Staat unbarmherzig getötet würden. Karens Herden sind direkte Nachkommen derjenigen Pferde, die im 16. Jahrhundert durch die Spanier eingeführt wurden. Die Prärie-Indianer hatten bis dato noch nie ein Pferd gesehen und nannten diese Tiere deshalb „großer Hund“. Die Ankunft der spanischen Pferde machte den Lebensstil der Nomadenkulturen in den Plains fortan erheblich komfortabler und ließ sie zu den berühmten Büffeljägern werden, die heute jedermann aus Film und Fernsehen kennt.
Echt ulkig: Jetzt ist der Welpe aus dem Gröbsten raus und ist nicht mehr auf Flüssignahrung angewiesen, da kommt das nächste Tierbaby ins Haus. Langweilig wird es einem hier anscheinend nie... :-)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen